Kreislaufwirtschaft
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Kreislaufwirtschaft im Facility Management
Immobilien und ihre Bewirtschaftung spielen eine zentrale Rolle für Umwelt- und Klimaschutz. In der Praxis wird deutlich, dass ohne eine konsequente Berücksichtigung der Nutzungsphase von Gebäuden echte Zirkularität kaum erreichbar ist. Daher wandelt sich das herkömmliche lineare Paradigma „Bauen–Nutzen–Entsorgen“ zunehmend zu einem lebenszyklusorientierten Facility Management, das Prinzipien der Kreislaufwirtschaft integriert. Die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) bezeichnet ein regeneratives Wirtschaftssystem, in dem Ressourceneinsatz, Abfallaufkommen, Emissionen und Energieverschwendung minimiert werden, indem Material- und Energiekreisläufe verlangsamt, verkleinert und geschlossen werden. Erreicht wird dies durch Maßnahmen wie langlebiges Design, präventive Instandhaltung, Reparatur, Wiederverwendung, Refabrikation (Aufarbeitung) und Recycling. Im Gegensatz zur traditionellen Linearwirtschaft (oft als „Wegwerfwirtschaft“ bezeichnet), die Ressourcen „take-make-dispose“ verbraucht und den Großteil der Produkte nach Nutzungsende deponiert oder verbrennt, zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, dieses lineare Modell durch ein nachhaltiges, geschlosseneres System zu ersetzen. Sie wird als Lösungsansatz für drängende Umweltprobleme – von Ressourcenknappheit bis Biodiversitätsverlust – diskutiert. Wichtig ist: Kreislaufwirtschaft geht weit über reines Recycling hinaus. Recycling ist nur ein (oft letztes) Mittel; an erster Stelle steht die Vermeidung von Abfällen.
Diese Einführung zeigt, warum die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Facility Management essenziell ist: Das FM verbindet Planungs-, Betriebs- und End-of-Life-Phasen von Immobilien. Folglich hat es die Hebel, Materialflüsse über den gesamten Gebäudelebenszyklus nachhaltig zu gestalten. Letzten Endes führt uns die Kreislaufwirtschaft im Facility Management zu dem Leitbild, Gebäude als Netto-Positiv-Elemente zu betrachten: als Orte, die mehr zurückgeben als sie nehmen. Dieses ambitionierte Ziel – vom Verbraucher zum Regenerator werden – ist keine Utopie mehr, sondern wissenschaftlich fundiert und technisch erreichbar. Es liegt nun an uns als Experten, dieses Wissen anzuwenden und durch entschlossenes Handeln die Transformation des Gebäudesektors voranzutreiben: Weg vom linearen Verbrauch – hin zum Kreislauf!
Historische Entwicklung der Kreislaufwirtschaft: Von der Wegwerfgesellschaft zur Zirkularität
Obwohl die Grundidee zirkulärer Nutzung von Materialien so alt ist wie die Menschheit – traditionelle Agrar- und Handwerkssysteme führten organische Abfälle wieder dem Produktionskreislauf zu – wurde das Konzept der Circular Economy erst im späten 20. Jahrhundert theoretisch konkretisiert. Mit der industriellen Revolution etablierte sich ein überwiegend lineares Wirtschaftsmodell, geprägt von Massenproduktion, Einmalnutzung und Wegwerfkonsum. Bereits in den frühen 1970er Jahren warnten Vordenker vor den Konsequenzen dieses Umgangs mit endlichen Ressourcen. So gilt der deutsche Unternehmer Max Himmelheber (Erfinder der Spanplatte) als einer der Pioniere: Er beschrieb spätestens 1974 erstmals theoretische Grundlagen einer „Kreislaufwirtschaft“ und forderte, Rohstoffe durch Wiederverwendung länger im Wirtschaftskreislauf zu halten.
International erlangte die Idee durch Walter R. Stahel und Geneviève Reday-Mulvey Sichtbarkeit. In einem Bericht für die Europäische Kommission (1976) skizzierten sie ein Wirtschaftsmodell, das Energie durch menschliche Arbeit substituiert, um Ressourcen zu schonen und gleichzeitig neue Arbeitsplätze zu schaffen. Stahel prägte später den Begriff der „Performance Economy“, bei dem Unternehmen Dienstleistungen statt Produkte verkaufen – ein Konzept, das langlebige, reparaturfähige Güter und Rücknahme-/Wiederverwendungsstrategien incentiviert. Weitere wissenschaftliche Fundierung erfuhr das Konzept 1990 durch David W. Pearce und Kollegen, die auf Basis der Industriellen Ökologie forderten, Ressourceneinsatz und Umwelt als Schadstoffsenke drastisch zu reduzieren. In den späten 1990er-Jahren erweiterten der Chemiker Michael Braungart und Architekt William McDonough die Vision mit dem Cradle-to-Cradle-Prinzip, das ökologisch effektive Produkte anstrebt: Materialien sollen entweder biologische Nährstoffe sein, die in natürliche Kreisläufe zurückkehren, oder technische Nährstoffe, die endlos in technischen Kreisläufen zirkulieren.
Parallel zur akademischen Konzeptentwicklung entstanden erste gesetzliche Weichenstellungen. Bereits die EG-Abfallrichtlinie von 1975 forderte, Abfallentstehung zu begrenzen sowie Wiederverwendung und Verwertung zu fördern. In Deutschland implementierte das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) 1994 ausdrücklich das Prinzip der Abfallhierarchie: „Abfälle sind in erster Linie zu vermeiden… in zweiter Linie stofflich zu verwerten oder zur Energiegewinnung zu nutzen.“ Dieses Prinzip – Vermeidung vor Wiederverwendung vor Recycling vor sonstiger Verwertung vor Beseitigung – bildet bis heute den Kern des Abfall- und Ressourcenrechts. Aktuell verlangt die EU-Abfallrahmenrichtlinie (zuletzt novelliert 2018) von Mitgliedstaaten u.a. nachhaltige Produktions- und Konsummodelle, langlebige, reparaturfreundliche Produkte, Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung und gegen geplante Obsoleszenz. Auch werden Zielkonflikte sichtbar: Etwa können Immaterialgüterrechte (Patente, Designschutz) Reparaturen und Remanufacturing behindern, was neue gesetzliche Lösungen erfordert.
In den 2010er-Jahren gewann die Kreislaufwirtschaft weiter an Momentum, getrieben durch globale Initiativen. Berichte wie „Towards the Circular Economy“ (Ellen MacArthur Foundation & McKinsey, 2013) quantifizierten erstmals große wirtschaftliche Potenziale einer zirkulären Wirtschaftsweise. Prognosen zufolge könnten konsequente CE-Strategien die Treibhausgasemissionen einzelner Staaten um bis zu 70 % senken und die Beschäftigung um rund 4 % erhöhen, vor allem durch lokale Jobs in Reparatur, Wiederaufbereitung und Recycling. Politisch wurde die Circular Economy in der EU ab 2015 mit Aktionsplänen und Finanzierungsprogrammen (z.B. Horizon 2020, später Horizon Europe) fest verankert. China verabschiedete bereits 2008 ein erstes Kreislaufwirtschafts-Gesetz, und viele Länder folgten mit eigenen Strategien. Heute ist die Circular Economy ein zentrales Element des europäischen Green Deal (insbesondere des Aktionsplans für Kreislaufwirtschaft 2020) und der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG 12: Sustainable Consumption and Production).
Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft sind inzwischen klar definiert: Von der Abfallvermeidung durch bewusste Gestaltung und Konsumreduktion, über die Wiederverwendung von Produkten, Reparatur und Aufarbeitung zur Lebensdauerverlängerung, bis hin zum Recycling und geschlossenen Materialkreisläufen als letztem Schritt. Ergänzt werden diese durch Querschnittskonzepte wie Einsatz erneuerbarer Energien, Kaskadennutzung von Materialien (mehrfache Nutzung in verschiedenen Stufen) und systemisches Denken über die gesamte Wertschöpfungskette. Im Facility Management kommen all diese Prinzipien an verschiedenen Stellen des Gebäudelebenszyklus zum Tragen – wie die folgenden Kapitel darlegen.
Normative Rahmenwerke: EU-Taxonomie, ISO-Standards und EMAS
Die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft in Organisationen – und speziell im Facility Management – wird durch eine Reihe normativer Rahmenbedingungen und Standards geleitet. Diese geben Orientierung, schaffen Verpflichtungen und ermöglichen Nachweise über nachhaltiges Handeln.
Zu den wichtigsten gehören:
EU-Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten: Dieses EU-Klassifizierungssystem definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Neben Klimaschutz, Anpassung, Wasser, etc. ist die „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“ explizit eines der Umweltziele. Für die Immobilien- und Bausektor wurden 2021 technische Bewertungskriterien festgelegt, die ab 2023 verbindlich gelten. Für Gebäude bedeutet dies u.a.: Verlängerung der Nutzungsdauer von Bauwerken und Materialien hat Priorität, Design für Dauerhaftigkeit, Adaptivität und Flexibilität wird eingefordert. Beispielsweise werden hohe Flächenausnutzung, Mehrfachnutzung (z.B. Space Sharing) und bevorzugte Nutzung bestehender Bausubstanz gegenüber Neubau propagiert. Auf Materialebene verlangen die Kriterien den Ersatz CO₂-intensiver Primärmaterialien (wie Zement, Stahl) durch CO₂-arme oder erneuerbare Materialien (Holz, Recycling-Beton), eine effizientere Materialverwendung und die Rückgewinnung sowie Wiederverwendung von Baustoffen, um den Einsatz neuer Rohstoffe zu verringern. Diese Taxonomie-Kriterien zwingen Entwickler, Eigentümer und FM-Dienstleister, Kreislaufprinzipien messbar zu integrieren. Beispielsweise wird die Dokumentation aller verbauten Materialien (etwa in Form eines Building Information Modeling (BIM)-Modells mit Materialpass) gefordert, um Lebensdauermanagement und Wiederverwendung zu erleichtern. Insgesamt schafft die EU-Taxonomie einen einheitlichen Bewertungsrahmen, der nachhaltige (und zirkuläre) Gebäudeinvestitionen fördert – ein deutlicher Treiber für kreislauforientiertes FM.
ISO 14001 (Umweltmanagementsystem) und EMAS (Eco-Management and Audit Scheme): Beide Rahmenwerke bieten Organisationen einen strukturierten Managementansatz, um Umweltaspekte – einschließlich Ressourcen- und Abfallmanagement – systematisch zu steuern und zu verbessern. ISO 14001:2015 setzt auf einen kontinuierlichen Verbesserungszyklus (Plan-Do-Check-Act) und fordert die Festlegung von Umweltzielen, die auch Abfallvermeidung, Recyclingquoten oder Ressourceneffizienz umfassen können. EMAS, als EU-Öko-Audit, geht noch weiter: Es verlangt transparente Umweltberichterstattung und rechtskonforme Umweltleistung über die ISO 14001-Anforderungen hinaus. Durch solche Umweltmanagementsysteme können Kreislaufpotenziale in Betrieben identifiziert und umgesetzt werden – Ressourceneinsparungen lassen sich gezielt planen, Maßnahmen (z.B. zur Abfallreduzierung) implementieren und deren Wirksamkeit messen. Unternehmen, die EMAS oder ISO 14001 implementiert haben, berichten oft über eine verbesserte Abfallbilanz und Kosteneinsparungen im Betrieb. So sind beispielsweise über 90 % der Standorte eines großen Bau- und FM-Konzerns wie Strabag nach ISO 14001 oder EMAS zertifiziert, wodurch regelmäßige Audits eine Einhaltung und Verbesserung des Umweltschutzes im Facility-Betrieb sicherstellen. Insgesamt schaffen ISO 14001 und EMAS im Facility Management ein Bewusstsein und konkrete Prozesse, um den Übergang von linearen zu zirkulären Praktiken im Tagesgeschäft zu verankern.
ISO 50001 (Energiemanagementsystem): Während sich Kreislaufwirtschaft primär auf Materialströme konzentriert, ist auch der Umgang mit Energie ein wichtiger Aspekt – insbesondere in Gebäuden. ISO 50001 bietet ein Framework, um systematisch Energieverbräuche zu erfassen und Effizienzpotenziale umzusetzen. Energieeinsparung ist im Sinne der Kreislaufwirtschaft relevant, weil der sparsame Einsatz von Ressourcen (hier: Brennstoffen, Strom) und die Umstellung auf erneuerbare Energie Quellen zur Regeneration des Systems beitragen. Zudem führen ISO 50001-Systeme typischerweise zu einer Senkung der Energiekosten und reduzierten Emissionen – ein ökologischer und ökonomischer Gewinn. Im Kontext FM hilft ISO 50001, etwa durch Monitoring von Gebäudetechnik, Optimierung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimasystemen und Schulung des Personals, den Energieverbrauch von Liegenschaften dauerhaft zu reduzieren. Dies ergänzt die Materialkreisläufe: Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft gehen Hand in Hand, um die Gesamt-Umweltbilanz eines Gebäudebetriebs zu verbessern.
Neben diesen Kernstandards sei erwähnt, dass es weitere einschlägige Normen und Leitfäden gibt: ISO 41001 (Managementsysteme im Facility Management) enthält Nachhaltigkeitsaspekte; ISO 20887 gibt Kriterien für zirkuläres Bauen (Design for Disassembly) vor; DIN EN 15643-3 / ISO 21929-2 definieren Nachhaltigkeitsindikatoren für Gebäude, inkl. Ressourceninanspruchnahme. Außerdem fördern Gebäudebewertungssysteme wie DGNB, LEED oder BREEAM den Einsatz von Recycling-Baustoffen, Rückbaukonzepten und Lebenszyklusanalysen, was wiederum den FM-Bereich in der Nutzungsphase beeinflusst. Schließlich schafft die öffentliche Hand normative Anreize: z.B. erfordert die Bundesverwaltung in Deutschland bei Bauprojekten zunehmend Lebenszyklusbetrachtungen und einen Gebäuderessourcenpass (ein von der Regierung geplantes Instrument), um von vornherein Kreislaufdaten für das spätere FM bereitzustellen. Normative Rahmen wie diese sind Richtschnur und Rückgrat für ein FM, das Kreislaufwirtschaft praktisch umsetzt – sie definieren Was zu tun ist, während das FM im Alltag klären muss, Wie es getan wird.
Kreislaufwirtschaft in den Funktionen des Facility Managements
Ein kreislauforientiertes Facility Management muss entlang des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie ansetzen: von der Planung und Errichtung über den Betrieb und die Instandhaltung bis hin zu Umbau, Sanierung und letztlich Rückbau. In jeder Phase bieten sich Hebelpunkte, um die Prinzipien Vermeidung, Wiederverwendung, Recycling, geschlossene Kreisläufe und verlängerte Lebensdauer zu verfolgen. Im Folgenden werden diese FM-Funktionsbereiche einzeln betrachtet.
Planung und Errichtung (Design for Circularity)
Die Weichen für eine kreislauffähige Immobilie werden bereits in der Planungs- und Bauphase gestellt. Hier kann das Facility Management – in Zusammenarbeit mit Bauherren, Architekten und Fachplanern – darauf hinwirken, dass Kreislaufprinzipien ins Gebäudedesign integriert werden.
Wichtige Ansätze sind:
Design for Disassembly (DfD): Gebäude sollten so konstruiert sein, dass sie sich am Ende ihrer Nutzungsdauer leicht demontieren lassen und Bauteile separat wiedergewonnen werden können. Dies betrifft konstruktive Details (z.B. lösbare Verbindungen statt Verklebungen), modulare Bauweisen und sortenreine Materialien. Beispiel: Der Einsatz von Schraub- oder Steckverbindungen anstelle von Verbundmaterialien ermöglicht es, Komponenten am Lebensende einfacher zu trennen und wiederzuverwenden. In neuerer Zeit fließen solche Prinzipien in Leitfäden und Standards ein – etwa empfiehlt die VDI-Richtlinie 4551 demontagegerechtes Konstruieren im Hochbau. Ein kreislauffähiges Design bedingt zudem eine enge Zusammenarbeit zwischen Planern, Materialwissenschaftlern und Herstellern von Bauprodukten, um geeignete Materialien (z.B. recyclingfreundliche Werkstoffe, sortenreine Baustoffe) zu wählen.
Langlebigkeit und Flexibilität: Langlebige Konstruktion ist Kern der Kreislaufwirtschaft. Gebäude und technische Anlagen sollten robust und zeitlos ausgelegt werden, um eine lange Nutzungsdauer zu ermöglichen. Gleichzeitig müssen moderne Gebäude anpassungsfähig sein – d.h. Grundrisse und technische Infrastruktur sollten sich mit vertretbarem Aufwand neuen Nutzungsbedürfnissen anpassen lassen (z.B. Wohnnutzung statt Büro). Flexible Gebäudekonzepte (z.B. Open-Building-Prinzip mit anpassbaren Nutzerbereichen) verhindern vorzeitigen Abriss, weil Umbauten statt Neubauten möglich werden. 56 % der Büroflächen in Deutschland wurden vor 1991 erbaut – hier zeigt sich, wie wichtig es ist, bereits beim Neubau an zukünftige Anpassungen zu denken, um Gebäude über Generationen nutzen zu können. FM-Fachleute bringen oft die Betriebs-Perspektive ein: Sie achten z.B. darauf, dass genug Technik-Reserven, Schächte und Flächen für zukünftige Nachrüstungen oder Erweiterungen vorhanden sind.
Materialwahl und -herkunft: In der Planung können sekundäre Baustoffe (rezyklierte oder wiederverwendete Materialien) und nachwachsende Rohstoffe (Holz, biobasierte Dämmstoffe etc.) bevorzugt werden. Dies unterstützt geschlossene Kreisläufe, reduziert graue Emissionen der Herstellung und schafft Märkte für Recyclingprodukte. Beispielsweise gibt es bereits Beton, der rezyklierte Gesteinskörnungen enthält, oder Dämmplatten aus Altglas. Auch sollte die Schadstofffreiheit der Materialien beachtet werden, damit diese später problemlos recycelt oder kompostiert werden können (Stichwort „healthy materials“). Ein innovatives Beispiel ist der Cradle-to-Cradle-zertifizierte Bürobau „Technikum“ in Zürich, wo konsequent giftfreie, kreislauffähige Materialien eingebaut wurden – von den Fassadenpaneelen bis zum Teppich, der vom Hersteller zurückgenommen wird.
Dokumentation (Materialpässe): Ein zunehmend wichtiger Aspekt ist die vollständige Erfassung aller verbauten Materialien und Komponenten bereits während der Errichtung, etwa in Form digitaler Materialpässe oder eines BIM-Modells. Lösungen wie Madaster – ein Katalogsystem für Baumaterialien – zeigen, wie künftig jedes Bauteil mit Informationen zu Menge, Wert, CO₂-Bindung und Wiederverwendbarkeit erfasst werden kann. Durchgängige Dokumentation schafft die Voraussetzung, in 30, 50 oder 100 Jahren beim Rückbau zu wissen, welche Materialien vorhanden sind und wie sie wiedergewonnen werden können. So wird das Gebäude zum „Materiallager auf Zeit“. Bereits heute nutzen fortschrittliche Projekte Building Information Modeling (BIM), um solche Daten strukturiert zu speichern; perspektivisch könnte ein Gebäude-Ressourcenpass in Deutschland zur Pflicht werden.
Zusammengefasst legt ein kreislauforientiertes FM in der Planungsphase den Fokus auf Abfallvermeidung von Beginn an, langlebige und flexible Bauweisen und eine Designstrategie, die Wiederverwendung und Recycling antizipiert. Dadurch wird der Grundstein gelegt, dass im späteren Gebäudebetrieb und am Nutzungsende möglichst wenig „echter Abfall“ entsteht.
Beschaffung und Betrieb (Nutzungsphase)
In der Nutzungsphase eines Gebäudes – dem eigentlichen Domäne des Facility Management – manifestiert sich die Kreislaufwirtschaft in zahlreichen Alltagsprozessen. Hier geht es insbesondere um Abfallmanagement, Verbrauchsmaterialien, Energie- und Wasserbewirtschaftung sowie Nutzerservices. Kreislauforientiertes FM strebt an, den laufenden Betrieb so zu gestalten, dass möglichst wenig Abfälle und Emissionen anfallen und verbrauchte Ressourcen im Kreislauf gehalten werden.
Wichtige Handlungsfelder sind:
Abfallvermeidung im Alltag: FM kann durch geeignete Maßnahmen die Menge an Müll reduzieren. Dazu zählt z.B. die Vermeidung von Einwegprodukten in Büros und öffentlichen Einrichtungen (Ersatz von Einweggeschirr durch Mehrweglösungen, Bereitstellung von Trinkwasserstationen statt Flaschenwasser etc.), Digitalisierung von Prozessen (um Papierverbrauch zu senken) und bedarfsgerechte Beschaffung (um Überschüsse zu vermeiden). In bestimmten Bereichen wie Krankenhäusern ist Abfallvermeidung eine Herausforderung aufgrund strenger Hygienevorschriften, doch auch hier gibt es Ansätze (z.B. Mehrweg-OP-Textilien, bessere Lagerbewirtschaftung von Medizinprodukten). Jede vermiedene Abfalleinheit entlastet die nachfolgenden Recycling- und Entsorgungsprozesse.
Kreislaufgerechte Beschaffung: Die Einkaufspolitik im FM sollte Produkte bevorzugen, die langlebig, reparierbar, recycelbar oder gebraucht sind. Beispielsweise kann man Möbel und Büroausstattung aus wiederaufbereiteten Materialien beschaffen (Stichwort Re-Use-Möbel oder remanufactured IT-Equipment). Im Sinne eines Produkt-Service-Systems können viele Güter auch gemietet oder geleast werden, anstatt sie zu kaufen. Dieses Leasingmodell wird bereits z.B. für Beleuchtung (Light as a Service) oder Kopierer/Drucker erfolgreich praktiziert – der Anbieter bleibt Eigentümer, kümmert sich um Wartung und nimmt das Produkt am Ende zurück, um es aufzuarbeiten. Ebenso bieten einige Hersteller Rücknahmesysteme an (z.B. Teppichfliesen-Hersteller, die abgenutzte Teppiche zurücknehmen und recyceln). Das FM sollte solche Angebote nutzen und in Verträgen verankern. Ausschreibungen für FM-Dienstleistungen können gezielt Kreislaufkriterien enthalten (z.B. Anteil recycelter Reinigungsmittelverpackungen, Konzepte zur Abfallverwertung etc.).
Betriebliche Abfalltrennung und Recycling: Vollständig lassen sich Abfälle nie vermeiden – daher ist ein effizientes Recyclingmanagement essentiell. FM richtet die Infrastruktur für Mülltrennung ein (Sammelbehälter für Wertstoffe an sinnvollen Stellen, logistische Ketten für Abtransport) und schult/sensibilisiert die Gebäudenutzer. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Einführung zentraler Wertstoffinseln in Bürogebäuden anstelle individueller Mülleimer – was erwiesenermaßen die Trennquote steigert. Organische Abfälle aus Kantinen können via Kompostierung oder Vergärung wieder dem Kreislauf zugeführt werden (z.B. als Dünger für Grünanlagen der Liegenschaft). Wichtig ist, dass FM regelmäßig Kennzahlen erhebt, etwa Recyclingquote (% des Abfalls, der verwertet wird) und Restmüll pro Nutzer, um Fortschritte zu messen (siehe Abschnitt Kennzahlen unten). In spezifischen Einrichtungen wie Krankenhäusern gibt es Sonderabfälle (Medizinmüll), wo gesetzliche Recyclingverbote gelten – hier fokussiert sich das FM eher auf Minimierung und umweltgerechte Entsorgung, während in Büros oder Bildungsstätten höhere Recyclingraten erreichbar sind.
Optimierung der Verbräuche (Energie, Wasser, Material): Eng verknüpft mit Kreislaufwirtschaft ist die Ressourceneffizienz im Betrieb. FM nutzt Energiemanagement (ISO 50001) und Wassermanagement, um Verbräuche zu senken – jede eingesparte kWh und jeder Kubikmeter Wasser bedeuten weniger Ressourceninput in den Kreislauf. Intelligente Gebäudetechnik (z.B. präsenzabhängige Beleuchtung/HVAC) vermeidet Verschwendung. Ebenso kann FM den Verbrauch von Verbrauchsmaterial (z.B. Hygieneprodukte, Reinigungsmittel) optimieren: Einsatz von Spendersystemen, Konzentraten und nachfüllbaren Behältern reduziert Abfall und Materialeinsatz. IoT-Sensoren kommen immer häufiger zum Einsatz, um z.B. Füllstände von Abfallbehältern oder Seifenspendern zu überwachen – das verhindert unnötige Servicefahrten und ermöglicht bedarfsgerechtes Befüllen. Auch KI-gestützte Analysen von Gebäudedaten können Muster erkennen, um etwa Reinigungsintervalle dem tatsächlichen Bedarf anzupassen (statt fixem Turnus) und so Material und Aufwand einzusparen.
Nutzerbeteiligung und Kultur: Das Nutzerverhalten in Gebäuden beeinflusst wesentlich, wie zirkulär der Betrieb ist. Ein FM, das Kreislaufwirtschaft erfolgreich umsetzen will, investiert daher in Sensibilisierungskampagnen und Anreize für Mitarbeiter, Bewohner oder Mieter. Beispiele: „Zero Waste“-Workshops für Büromitarbeiter, Gamification-Ansätze bei der Mülltrennung (z.B. Wettbewerbe zwischen Abteilungen), Sharing-Plattformen für Büromaterial oder Möbel innerhalb der Organisation (um ungenutzte Güter intern weiterzugeben). In großen Liegenschaften kann das FM zudem Tauschbörsen oder Repair-Cafés initiieren – etwa dass ausgemusterte Büromöbel einmal jährlich intern angeboten werden, bevor extern entsorgt wird. Entscheidend ist, eine Kultur der Wiederverwendung zu etablieren, in der es normal wird, Geräte reparieren zu lassen statt neu anzuschaffen, oder gebrauchte Dinge wertzuschätzen. Top-Management-Unterstützung (Stichwort „Tone from the Top“) ist hierfür hilfreich, damit Nachhaltigkeit im FM als gemeinsame Aufgabe gesehen wird.
Insgesamt zielt die Nutzungsphase im kreislauforientierten FM darauf ab, den laufenden Verbrauch zu dematerialisieren und zu schließen. Durch Vermeidung, kluge Beschaffung, Kreislauf-Services und Nutzerengagement können in dieser Phase erhebliche Einsparungen erzielt werden – ökologisch wie ökonomisch. So zeigt sich auf lange Sicht oft, dass Kosten reduziert werden, weil weniger Neuanschaffungen nötig sind und die Lebensdauer von Gütern durch Wiederverwendung und Reparatur steigt. Damit trägt die Nutzungsphase entscheidend zur Wertrealisierung der Kreislaufwirtschaft bei.
Instandhaltung und Instandsetzung (Lebensdauer verlängern)
Instandhaltung – also Wartung, Inspektion und Reparatur von Gebäudebauteilen und technischen Anlagen – ist ein Kernbereich des Facility Managements und zentral für die Lebensdauerverlängerung von Assets. Eine präventive, vorausschauende Instandhaltung steht ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, denn jedes Gerät und jedes Bauteil, das länger betrieben werden kann, muss nicht ersetzt werden (Vermeidung von Neuproduktion und Abfall).
Wesentliche Aspekte hierbei sind:
Präventive Wartung: Durch regelmäßige Wartung (etwa Reinigung von Anlagen, Austausch von Verschleißteilen bevor Totalausfall) lässt sich die Funktionsfähigkeit von Anlagen verlängern. Ein Beispiel ist die jährliche Wartung von Lüftungs- und Kälteanlagen – gut gewartete Anlagen haben teils deutlich längere Nutzungsdauern als der Durchschnitt. FM-Systeme erfassen die Wartungsintervalle; zunehmend kommt Predictive Maintenance mithilfe von Sensorik zum Einsatz, die den Zustand kontinuierlich überwacht (z.B. Schwingungssensoren an Maschinen) und Wartung nach tatsächlichem Bedarf auslösen kann. Dies verhindert ungeplante Ausfälle und den vorzeitigen Austausch ganzer Geräte. So trägt Wartung unmittelbar zur Ressourcenschonung bei, indem sie Materialverschleiß minimiert und Lebenszeiten ausschöpft.
Reparaturfreundlichkeit und Ersatzteilmanagement: Ein kreislauforientiertes FM achtet darauf, dass Reparaturen möglich und wirtschaftlich bleiben. Das bedeutet zum einen, bereits bei Neuanschaffungen auf reparaturfreundliche Konstruktionen zu achten (z.B. modulare Aufbau bei Beleuchtung, Verfügbarkeit von Ersatzteilen). Zum anderen gehört dazu ein kluges Ersatzteillager bzw. die Zusammenarbeit mit Dienstleistern, um benötigte Komponenten auch nach Jahren zu beschaffen. Digitale Marktplätze für Ersatzteile (auch gebrauchte) und 3D-Druck bieten neue Chancen: Fehlt ein Ersatzteil, kann es heute mit 3D-Druckern aus Kunststoff oder Metall nachgefertigt werden, sofern die Konstruktionsdaten vorliegen. Einige Unternehmen experimentieren damit, obsolete Ersatzteile (z.B. für ältere Aufzüge oder Heizungen) vor Ort auszudrucken, statt ganze Anlagen zu erneuern. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Instandhaltung und Produktion – zum Vorteil der Kreislaufwirtschaft.
Refurbishment von Anlagen: Neben der reinen Reparatur einzelner Defekte kann FM auch Refurbishment-Programme auflegen, d.h. grundlegende Überholung von älteren Anlagen. Beispielsweise lassen sich ältere Aufzugsanlagen modernisieren (Steuerung tauschen, Motoren erneuern) statt den ganzen Aufzug zu ersetzen. Ebenso können IT-Geräte, medizinische Geräte oder Laborausstattung oft durch Generalüberholung ein „zweites Leben“ erhalten. Große Hersteller (z.B. Philips im medizintechnischen Bereich) betreiben mittlerweile Aufarbeitungszentren, wo zurückgenommene Altgeräte überholt und mit Garantie wieder verkauft werden. Das FM kann solche Angebote nutzen, um die eigenen Anlagen am Ende ihrer ersten Nutzungsphase abzugeben und aufbereitete Geräte zu beziehen. Damit entsteht ein Kreislauf: aus Alt mach Neu.
Gebäudebezogene Sanierungen: Im Lebenszyklus eines Gebäudes fallen nach einigen Jahrzehnten meist Größere Sanierungen oder Modernisierungen an (z.B. Fassade, Dach, TGA-Systeme). Hier können Kreislaufprinzipien einfließen, indem man bestehende Strukturen möglichst erhält und nur das Notwendige erneuert. Ein Beispiel: Anstatt eine alte Fassadenverkleidung komplett zu entsorgen, kann geprüft werden, ob eine Weiterverwendung oder Aufbereitung vor Ort möglich ist – etwa Neulackierung, Versiegelung oder modulweiser Austausch nur schadhafter Elemente. Bei Innenausbauten (Böden, Trennwände) ist es nachhaltig, wo möglich die Substanz zu belassen und neuen Bedarf durch Reuse zu decken – z.B. antike Türen aufarbeiten statt neu kaufen, oder gebrauchte Büromöbel einsetzen. Hier entstehen bereits Märkte: In einigen Städten gibt es Bauteilbörsen, wo gebrauchte Baumaterialien (Türen, Fenster, Ziegel) gehandelt werden. Ein hindernder Faktor sind bisher oft Normen und Zulassungen, die wiederverwendete Bauteile nicht ohne Weiteres zulassen – aber Modellprojekte (z.B. das Urban Mining and Recycling Experiment (UMAR) in der Schweiz) zeigen, dass ein Gebäude zu großen Teilen aus rückgebauten Komponenten anderer Gebäude bestehen kann. Das FM hat in Sanierungsprojekten die Aufgabe, solche Möglichkeiten früh zu identifizieren und Architekten sowie Bauämter ins Boot zu holen, um den Genehmigungsweg zu klären.
Die Instandhaltung und Modernisierung tragen in Summe zum Prinzip der Verlängerung bei: Produkte, Bauteile und Anlagen sollen so lange wie möglich im Nutzungskreislauf bleiben, durch Wartung, Reparatur und Refurbishment. Dies reduziert Neuanschaffungen, spart Kosten und verringert Abfälle beträchtlich. Für das FM bedeutet dies aber auch, Know-how aufzubauen – sei es zu technischen Lebensdauern, Reparaturmethoden oder Alternativen zur Neuanschaffung. Hier zahlt es sich aus, wenn FM-Abteilungen eng mit Herstellern und externen Dienstleistern kooperieren, um stets über End-of-Life-Optionen von Geräten informiert zu sein und gegebenenfalls gemeinsam Upgrade-Programme (z.B. Performance Contracts für Aufzüge oder Kälteanlagen) zu vereinbaren, statt auf den Komplettaustausch zu setzen.
Umbau, Weiternutzung und End-of-Life (Rückbau und Recycling)
Am Lebensende einer Immobilie oder wenn eine umfangreiche Umnutzung ansteht, entscheidet sich, wie konsequent der Kreislaufgedanke umgesetzt wird. Die traditionelle Praxis der Bauwirtschaft war lange: Abriss und Neubau – verbunden mit großen Abfallmengen. Kreislaufwirtschaft hingegen fordert hier ein radikales Umdenken: Gebäude werden als Materiallager betrachtet, die es rückzubauen gilt, sodass möglichst alle wertvollen Komponenten wieder in den Kreislauf eingespeist werden.
Wesentliche Punkte sind:
Umnutzung statt Abriss: Der beste Abfall ist der, der gar nicht entsteht. Daher sollte ein Gebäude, sofern technisch und wirtschaftlich vertretbar, weitergenutzt oder umgenutzt werden, anstatt es abzureißen. Viele historische Industriegebäude wurden etwa in Büros oder Lofts umgewandelt – Graue Energie und Ressourcen der ursprünglichen Struktur bleiben so erhalten. FM kann dazu beitragen, Nutzungsperspektiven für Altliegenschaften zu entwickeln (etwa Machbarkeitsstudien für Umbau). Kommunen und Großunternehmen beginnen zunehmend, einen Gebäudebestand strategisch im Sinne von Circular Real Estate zu managen: Ältere Gebäude werden nicht vorschnell verkauft oder abgerissen, sondern nach Möglichkeiten der Sanierung, Aufstockung oder Umnutzung untersucht. Regulativ unterstützen dies z.B. Steuervorteile für Gebäudesanierung und strenger werdende Nachweispflichten bei Neubau (Stichwort Lebenszyklusanalyse-Pflicht). Hier zeigt sich, dass Kreislaufwirtschaft auch eine Frage der Planungskultur ist – FM kann intern als Anwalt der Substanzerhaltung agieren.
Selektiver Rückbau (Urban Mining): Wenn ein Abriss unvermeidlich ist (etwa aus Sicherheitsgründen), sollte er heute als „Rückbau“ organisiert sein. Das bedeutet: Geordnete Demontage in definierter Sequenz, um Materialien sortenrein zu gewinnen. Wertstoffe wie Metalle, Glas, Holz, Ziegel etc. können so in hoher Qualität separiert und verkauft oder wiederverwendet werden. In der Schweiz und in Deutschland entstehen spezialisierte Rückbauunternehmen, die Gebäude nach einem präzisen Plan auseinandernehmen – teils mit manueller Demontagearbeit – statt mit der Abrissbirne zu zerstören. Das FM sollte bei der Planung eines Rückbaus früh beteiligt sein, um Materialkataloge (Materialpass) zu nutzen und Verwertungswege für die einzelnen Materialien zu organisieren (z.B. Kontakte zu Recyclingbetrieben, Second-Hand-Baustoffhändlern). Ein innovatives Pilotprojekt im FM-Bereich ist etwa bei Strabag gestartet worden, das sich dem systematischen Recycling von regionalem Bauschutt widmet (Urban Mining).
Materialpässe und Logistik: Bereits angesprochen wurde die Idee des Gebäudekatasters für Materialien (Madaster usw.). Für den End-of-Life ist dies Gold wert: Liegen solche Daten vor, kann das FM bzw. der Eigentümer gezielt Sekundärmärkte ansteuern – z.B. Fenster zurück an den Hersteller geben, Stahlträger an Stahlwerke zur Wiederaufarbeitung verkaufen, Ziegel für den Straßenbau bereitstellen. Laut Erfahrungswerten von Madaster ließen sich im Idealfall bis zu 60 % der CO₂-Emissionen einsparen, wenn alle Bauteile konsequent wiederverwendet oder recycelt werden. Die Realität ist allerdings, dass bei Bestandsimmobilien oft lückenhafte oder keine Materialdaten vorliegen. Dann muss das FM im Vorfeld des Rückbaus eine Bestandsaufnahme machen (ggf. mit Gutachtern, Probenahmen), um verwertbare von kontaminierten Stoffen zu unterscheiden. Nicht zuletzt ist auch die Logistik eine Herausforderung: Re-Use-Produkte müssen oft zwischengelagert werden, bis sich ein Abnehmer findet. Experten schlagen daher die Einrichtung von Materialdepots vor, um Angebot und Nachfrage zeitlich zu entkoppeln. Solche „Lager für gebrauchte Bauteile“ könnten die Unsicherheiten verringern, ob benötigte Teile in ausreichender Qualität verfügbar sind. FM-Abteilungen größerer Unternehmen denken bereits darüber nach, firmeninterne Lager für wiederverwendbare Komponenten aufzubauen – ein Ansatz, der z.B. im Krankenhausbereich (für Medizintechnik) oder bei Hotelketten (für Einrichtungselemente) erwogen wird.
Recycling und Downcycling: Nicht jedes Baumaterial lässt sich direkt wiederverwenden. Hochwertiges Recycling sollte daher zweitrangig forciert werden: Betonabbruch kann zu Recycling-Beton verarbeitet werden, gemischte mineralische Abfälle ggf. zu Tragschicht im Straßenbau (Downcycling). Wichtig ist, Deponierung und Verbrennung wirklich zur Ultima Ratio zu machen. Die Kreislaufwirtschaft Bau – eine Initiative der deutschen Bauwirtschaft – berichtet, dass heute schon 90 % der mineralischen Bauabfälle verwertet werden (überwiegend im Straßenbau); allerdings fließt bislang nur ein kleiner Teil wieder in Hochwert-Anwendungen zurück. Hier gibt es noch technologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Das Facility Management steht meist am Ende der Kette, aber es kann z.B. bei Neubau oder Sanierung gezielt Recycling-Baustoffe nachfragen, um den Markt dafür anzukurbeln (Demand-Pull).
Zusammengefasst bedeutet Kreislaufwirtschaft im End-of-Life-Management: Nutzung so lange wie möglich, dann geordnete Wiedergewinnung. Für das FM verschiebt sich die Aufgabe von „Entsorgung managen“ hin zu „Sekundärrohstoff-Lieferant managen“. Das erfordert neue Kompetenzen und Partnerschaften (z.B. mit Materialbörsen, Secondhand-Händlern, Recyclingfirmen). Gleichzeitig entstehen Chancen: Wenn etwa Stahlträger oder Kabel mit Kupfer aus einem Rückbau verkauft statt entsorgt werden, können daraus sogar Erlöse fließen. Zukünftig dürfte die zunehmende Regulatorik (Pflicht zur Rückbaukonzept-Planung, erweiterte Produktverantwortung der Hersteller) das FM weiter in diese Rolle drängen – ein wichtiger Schritt zu echten geschlossenen Kreisläufen im Bausektor.
Berücksichtigung verschiedener Gebäudetypen
Die oben genannten Prinzipien gelten übergreifend, doch je nach Objektart stellen sich unterschiedliche Schwerpunkte bei der Kreislaufwirtschaft im FM:
Industrieanlagen: In Industriearealen fällt neben Gebäudeabfällen auch Produktionsabfall an. Hier verschwimmen FM und Produktionslogistik. Ein zirkuläres FM in der Industrie koordiniert z.B. industrielle Symbiosen: Abwärme einer Fabrik wird zum Heizen benachbarter Gebäude genutzt, Abfälle eines Werks (etwa Kunststoffreste) dienen einem anderen Betrieb als Rohstoff. Die Ressourceneffizienz der Produktionsanlagen selbst (Optimierung von Kühlkreisläufen, Schmierstoffen etc.) ist oft Teil des Aufgabenbereichs von Industrial Facility Managern. Erfolgsbeispiele finden sich in Chemieparks, wo Verbundproduktion realisiert wurde – Abfallstoff des einen ist Einsatzstoff des anderen (dies entspricht dem Ideal eines Verbundsystems). Herausforderung sind hier häufig gefährliche Abfälle und strenge gesetzliche Vorgaben, die Wiederverwendung einschränken. Dennoch können auch Industrieunternehmen über ISO 14001/EMAS und Kreislauf-Initiativen (z.B. Zero Waste to Landfill) signifikante Erfolge erzielen. Außerdem spielt Anlagenlebensdauer (Maschinen, Hallen) eine große Rolle – das FM verlängert durch Retrofits die Nutzungszeiten von Produktionslinien, um Ressourcen zu sparen.
Büro- und Gewerbeimmobilien: In Bürocampus oder Einkaufszentren liegt der Fokus oft auf Möblierung, Innenausbau und Verbrauchsgütern. Hier fallen große Mengen an Kurzlebigprodukten an – z.B. Werbematerial, Verpackungen, Elektronikschrott. Ein kreislauffähiges FM adressiert diese durch zentrale Beschaffung (um Recyclingfähigkeit zu steuern) und Facilities Services wie IT-Asset-Management (Leasing von Hardware, Rückgabe nach Gebrauch) und Möbelmanagement (gebrauchte Möbel einlagern, neu beziehen etc.). Auch die Mieterwechsel (Relocation) in Bürogebäuden bieten Ansatzpunkte: Beim Auszug eines Mieters entstehen oft Berge an Müll (Bodenbeläge, Leichtbauwände, Deckenplatten). Einige Immobilienbetreiber in DE haben begonnen, Standardisierung in Mieterausbauten einzuführen, sodass z.B. abgehängte Decken und Bodenmodule weiter genutzt werden können vom nächsten Mieter, anstatt ausgetauscht zu werden. Sharing-Konzepte sind ebenfalls relevant: Coworking und geteilte Konferenzzonen maximieren die Nutzung und reduzieren die Notwendigkeit, immer neue Flächen bereitzustellen.
Öffentliche und Bildungsbauten: Öffentliche Gebäude (Verwaltungsgebäude, Schulen, Universitäten) haben oft eine Vorbildfunktion. Hier wird vermehrt versucht, nachhaltige Beschaffung (nach den Kriterien z.B. des Blauen Engels) umzusetzen – etwa Recyclingpapier in Verwaltungen, kreislauffähige Schulmöbel etc. Schulen und Hochschulen eignen sich auch gut für Bildung zu Kreislaufwirtschaft: Immer häufiger werden Pilotsysteme (Schulgärten mit Kompostierung, Zero Waste Cafeterias) installiert, die zugleich Lerneffekt für die Nutzer haben. Eine Herausforderung im Bildungssektor sind oft alte Gebäude mit Sanierungsstau – hier muss das FM kreativ sein, um die Nutzung zu erhalten und gleichzeitig Energie- und Ressourcenverbrauch zu senken (z.B. durch Teilrenovierungen, die das Gebäude nicht komplett außer Betrieb nehmen). Laborgebäude an Unis erzeugen chemische Abfälle; hier ist strikte Abfalltrennung und -behandlung Aufgabe des FM, wobei Rückgewinnung von Lösungsmitteln oder Laborausrüstung (z.B. Weitergabe gebrauchter Geräte an Schulen) Ansätze für mehr Kreislauf darstellen.
Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Kliniken): Krankenhäuser sind komplexe Einrichtungen mit enormem Ressourcenverbrauch (24/7-Betrieb, viele Einwegmaterialien aus Hygienegründen, hohe Energiebedarfe). Kreislaufwirtschaft im Krankenhaus-FM bedeutet einerseits Energie- und Wassermanagement (Blockheizkraftwerke, Wärmerückgewinnung aus Abluft, Sterilisationswasser-Aufbereitung etc.), andererseits ein kritischer Blick auf medizinische Verbrauchsmaterialien. Einige Kliniken versuchen z.B. OP-Instrumente und Textilien zu wiederverwendbaren Varianten umzustellen (wo zulässig), Medikamentenabfälle korrekt zu sammeln (um Schadstoffe aus dem Wasserkreislauf zu halten) und medizinische Geräte aufzubereiten (es gibt Anbieter, die einmal genutzte Herzkatheter reinigen und wieder liefern – unter strengen Regularien). Das FM unterstützt Kreislaufwirtschaft hier u.a. durch Versorgungssysteme (z.B. Rohrpost oder Tablets statt Papierakten) und Entsorgungskonzepte (Trennung von infektiösem vs. nicht infektiösem Müll, Recycling von Verpackungen der Apotheke etc.). Zugleich sind Regulatorik (Medizinproduktegesetz) und Patientensicherheit bestimmende Faktoren – es muss sauber abgewogen werden, wo Kreislauflösungen vertretbar sind. Dennoch: In Deutschlands ~2.000 Krankenhäusern sind Summen an Einwegmaterial im Umlauf, deren Reduktion nicht nur Umwelt, sondern auch die häufig knappen Budgets schont.
Spezialimmobilien (Logistik, Rechenzentren etc.): Jede Nutzungsart hat ihre Besonderheiten. In Logistikzentren z.B. spielt Verpackungsmaterial (Paletten, Folien) eine große Rolle – FMs kümmern sich oft um deren Rückführung (Palettenpools) und Recycling. Rechenzentren haben v.a. Energie- und Kühlungsthemen – hier ist Kreislaufperspektive etwa: Abwärme sinnvoll nutzen (eine bekannte Rechenzentrums-Anlage in Stockholm heizt mit ihrer Abwärme umliegende Wohnungen). Flughäfen und Bahnhöfe haben massiv heterogene Abfälle (von Speiseresten bis zu Flughafen-Kerosinfiltern) – hier sind geschlossene Systeme gefragt, z.B. Biogasanlagen für Speiseabfälle oder Aufbereitung von Glykol-haltigem Enteisungsmittel.
Diese Beispiele zeigen, dass Kreislaufwirtschaft im FM kein Einheitsrezept ist, sondern je nach Gebäudetyp maßgeschneiderte Maßnahmen erfordert. Gleichwohl sind die übergeordneten Prinzipien stets dieselben: Ressourcenschonung, Verlängerung der Nutzungsdauer und Schließen von Stoffkreisläufen. Im Folgenden wird betrachtet, mit welchen Strategien und Management-Methoden Facility Manager diese Prinzipien in die Praxis umsetzen können.
Strategien zur Implementierung einer zirkulären Facility Management-Praxis
Die Transformation zu einem kreislauforientierten Facility Management erfordert ganzheitliche Strategien und den Einsatz moderner Managementmethoden. Wichtige Bausteine hierbei sind Digitalisierung, Einbindung von Stakeholdern, Kennzahlensysteme zur Erfolgsmessung sowie Lebenszyklus- und Kostenanalysen für fundierte Entscheidungen. Diese Instrumente helfen, die zuvor beschriebenen Maßnahmen systematisch und effektiv umzusetzen.
Digitalisierung und Technologien als Enabler
Digitale Lösungen spielen eine Schlüsselrolle, um Kreislaufwirtschaft im FM zu verankern. Unter dem Schlagwort Smart FM oder FM 4.0 werden folgende Ansätze verfolgt:
Building Information Modeling (BIM) & Digitale Zwillinge: BIM-Modelle, die alle relevanten Bau- und Anlagendaten eines Gebäudes enthalten, ermöglichen über den gesamten Lebenszyklus den Zugriff auf Material- und Komponentendaten. Ein BIM kann als digitaler Materialpass fungieren, in dem z.B. vermerkt ist, welche Materialien in der Fassade stecken oder wie trennbar bestimmte Verbundstoffe sind. Bei Modernisierungen oder Rückbau kann das FM auf diese Daten zugreifen und gezielt Verwertungsstrategien planen. Digitale Zwillinge, also dynamische BIM-Modelle, die mit aktuellen Betriebsdaten (Sensoren, IoT) verknüpft sind, erlauben darüber hinaus Simulationen – beispielsweise kann man prognostizieren, wann bestimmte Bauteile das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, oder wie eine andere Nutzung die Materialbeanspruchung verändert. Solche Modelle helfen, präventiv Maßnahmen einzuleiten (vgl. Predictive Maintenance) und Ressourcenflüsse zu optimieren.
Internet of Things (IoT) und Sensorik: Wie bereits erwähnt, stattet man Gebäude zunehmend mit Sensoren aus – von Müllbehältern über Raumnutzungsdetektoren bis zu Energiezählern in Echtzeit. Dieses dichte Datennetz erlaubt es dem FM, Materialströme granular nachzuverfolgen. Beispielsweise können Sensoren in Wertstoffcontainern deren Füllstand melden, sodass Abholungen nur bei Bedarf erfolgen (Reduktion von Leerfahrten). RFID-Chips an Büromöbeln könnten verfolgen, wie oft sie umgestellt/genutzt werden – hilfreich für interne Möbel-Pools. Auch im technischen FM: Sensoren melden Leckagen (verhindert Materialverlust von Wasser/Chemikalien), oder tracken Betriebsstunden (lösen Wartung aus, um Effizienz zu halten). Insgesamt schafft IoT die Datengrundlage, um Ineffizienzen und Verschwendung in Echtzeit sichtbar zu machen und gegenzusteuern.
Datenanalyse und KI: Die Fülle an FM-Daten erfordert intelligente Auswertung. Hier kommen künstliche Intelligenz (KI) und Big-Data-Analytics ins Spiel. KI kann etwa Muster im Abfallaufkommen entdecken, die menschlichen Managern verborgen bleiben, oder optimale Betriebsparameter errechnen (z.B. für HLK-Anlagen), um Ressourcen zu sparen. In der Kreislaufwirtschaft könnte KI-basierte Bildverarbeitung im Gebäude z.B. Fehlwürfe in der Mülltrennung erkennen und Mitarbeitenden Rückmeldung geben. Oder Chatbots könnten Mitarbeiteranfragen zu nachhaltigen Optionen beantworten (z.B. „Wo kann ich Batterien entsorgen?“). Auch bei Lagerhaltung von Ersatzteilen kann Machine Learning Bedarfe prognostizieren, damit nicht unnötig Teile beschafft werden, die dann veralten.
Additive Fertigung (3D-Druck): Bereits kurz angesprochen, birgt 3D-Druck-Technologie Potenzial für die Kreislaufwirtschaft im FM. Ein Anwendungsfall ist die On-Demand-Fertigung von Ersatzteilen aus recyceltem Material. Z.B. könnten Kunststoffabfälle im Gebäude gesammelt, granuliert und als 3D-Druck-Filament aufbereitet werden; daraus druckt man dann z.B. Halterungen, Abdeckungen oder Teile von älteren Maschinen, die es nicht mehr zu kaufen gibt. Auch im Bauwesen wird 3D-Druck erprobt (gedruckte Gebäudeteile aus recyceltem Beton). Das FM sollte diese Entwicklung beobachten, da sie in Zukunft Lagerhaltung und Logistik revolutionieren könnte – anstatt viele Ersatzteile vorzuhalten oder neu zu kaufen, druckt man sie bei Bedarf in der eigenen Werkstatt. Dies spart Transport, verringert Überproduktion und nutzt oft Sekundärmaterial als Input.
Software und Plattformen: Schließlich sind Spezialsoftware-Lösungen im Kommen, die Kreislaufwirtschaft unterstützen. Beispiele: KPI-Dashboards speziell für Abfall- und Recyclingkennzahlen (teils Teil von CAFM-Systemen), Marktplatz-Apps für Überschussmaterial (z.B. digitale Börsen, wo Unternehmen angeben, welche gebrauchten Materialien verfügbar sind – eine Art B2B eBay für Baustoffe), oder Lifecycle Costing Tools, die neben Kosten auch CO₂-Emissionen und Circularity Scores berechnen. Einige Plattformen verknüpfen Unternehmen in lokalen „Kreislauf-Communities“, um Abfallströme einer Firma als Ressource für andere zu vermitteln (Industrial Symbiosis Netzwerke). Durch solche digitalen Ökosysteme kann das FM Kooperationen über die eigene Organisationsgrenze hinaus eingehen – was, wie Studien betonen, essenziell ist, um geschlossene Kreisläufe wirklich zu erreichen.
In Summe gilt: Technologie und Digitalisierung sind Ermöglicher (Enabler) der Kreislaufwirtschaft im FM. Sie bieten Transparenz, Effizienz und neue Lösungswege. Allerdings erfordern sie auch Investitionen und Kompetenzen – FM-Teams brauchen Data Scientists, IoT-Spezialisten oder zumindest Schulungen, um die neuen Tools optimal zu nutzen. Mit Blick auf die Zukunft ist jedoch klar: Ohne digitale Unterstützung wird sich die Komplexität einer zirkulären Ressourcenwirtschaft in großen Gebäuden kaum managen lassen.
Stakeholder-Engagement und organisatorische Verankerung
Eine erfolgreiche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft hängt stark davon ab, Menschen mitzunehmen – vom Top-Management über Mitarbeiter bis zu Lieferanten und Kunden/Mietern.
Stakeholder-Engagement ist daher ein strategischer Pfeiler:
Top-Management und Eigentümer: Nachhaltigkeitsinitiativen benötigen Rückhalt von oben. FM-Verantwortliche sollten daher aktiv das Gespräch mit Unternehmensleitungen oder Immobilien-Eigentümern suchen, um die Business-Case einer kreislauforientierten Betriebsführung darzulegen: Reduktion langfristiger Betriebskosten, Absicherung gegen Ressourcenpreissteigerungen, Regulierungskonformität und Imagegewinn. Immer wichtiger werden ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in der Immobilienbewertung – hier kann Kreislaufwirtschaft punkten, denn Investoren fragen vermehrt: Ist das Objekt Taxonomie-konform? Gibt es ein Konzept für Kreislaufwirtschaft?. Wenn das Management diese Ziele in der Unternehmensstrategie verankert (z.B. in Form von ESG-Policies oder Umweltleitlinien), hat das FM den nötigen Rückhalt und Ressourcen, um Maßnahmen umzusetzen.
Mitarbeiter und Nutzer: Wie zuvor erwähnt, müssen alle Nutzer der Gebäude eingebunden werden. Das FM sollte Schulungen und Kampagnen anbieten: z.B. E-Learnings zu Abfalltrennung, Infografiken in Teeküchen („Was gehört in welche Tonne?“), Workshops zu Upcycling. Wichtig ist, Hürden abzubauen – etwa durch bequem zugängliche Recyclingstationen oder Tauschbörsen, die Spaß machen (Event-Charakter). Erfolgsentscheidend ist oft die Kultur: Ein Green Team aus verschiedenen Abteilungen kann als Multiplikator dienen. Anreizsysteme funktionieren teils auch: Firmen könnten z.B. Prämien ausloben, wenn Teams innovative Ideen zur Abfallvermeidung einreichen, oder eine Belohnung (gemeinsames Event) für das Erreichen von Recyclingzielen. Letztlich sollte Kreislaufwirtschaft Teil der Unternehmenskultur werden – vergleichbar dem inzwischen etablierten Bewusstsein für Arbeitssicherheit.
Lieferanten und Dienstleister: Da FM viele Leistungen outgesourct hat (Reinigung, Catering, Wartung), müssen auch die externen Partner ins Boot. In Verträgen sollte das FM Nachhaltigkeitsklauseln aufnehmen, etwa: Reinigungsdienstleister müssen nur ökologische Reinigungsmittel in Mehrweggebinden nutzen; Catering-Anbieter sollen Speisereste erfassen und ein Konzept zu deren Weiterverwendung (Biogas, Spende) vorlegen; Wartungsfirmen sollen defekte Teile zur Aufarbeitung zurückführen statt wegwerfen, etc. Partnerschaften mit Herstellern können Win-Win-Effekte bringen – z.B. kann ein Möbelhersteller im Objekt alte Möbel zurücknehmen, aufarbeiten und günstiger wieder anbieten, das FM spart Entsorgungskosten. Oft sind Kommunikation und Vernetzung entscheidend: In Umweltzirkeln oder lokalen Initiativen (z.B. Circular Economy Stammtische in Städten) können FM-Profis und Lieferanten Best Practices austauschen.
Behörden und Öffentlichkeit: Insbesondere bei öffentlichen Institutionen oder Unternehmen mit hoher Außenwahrnehmung (z.B. Universitäten, große Konzerne) spielt auch die Transparenz nach außen eine Rolle. EMAS fordert bspw. Umwelterklärungen, in denen auch Abfall- und Ressourcenziele öffentlich kommuniziert werden. Dies schafft Rechenschaftsdruck, aber auch Anerkennung, wenn Ziele erreicht werden. Einige FM-Abteilungen veröffentlichen heute Nachhaltigkeitsberichte, die Teil des Gesamt-CSRs sind. Darin kann man Kennzahlen (Recyclingquote, eingesparte Tonnen CO₂ durch Wiederverwendung etc.) darstellen und Leuchtturmprojekte vorstellen. Öffentlichkeitsarbeit kann auch überraschende Allianzen schaffen – etwa Bürgerinitiativen, die gerne mit einem lokalen Krankenhaus zusammenarbeiten, um dort ein Mehrwegsystem für Essensboxen einzuführen. Das FM sollte hier offen für Kooperationen sein.
Kurzum: Stakeholder-Engagement bedeutet, Kreislaufwirtschaft als gemeinsame Aufgabe zu begreifen. Kommunikation, Schulung, Beteiligung und Partnerschaften sind die Werkzeuge, um dies zu erreichen. Durch breite Einbindung steigt nicht nur die Erfolgsquote, sondern es können auch innovative Ideen aus der Belegschaft entstehen, die das Management so gar nicht bedacht hätte.
Kennzahlen (KPIs) und Monitoring der Kreislaufleistung
Was man nicht misst, kann man nicht managen – dieses Managementmotto gilt auch für Kreislaufwirtschaft. Daher ist die Entwicklung von Key Performance Indicators (KPIs) und ein laufendes Monitoring essenziell, um Fortschritte zu steuern:
Wichtige KPIs im zirkulären FM könnten sein:
Abfallvermeidungsrate: z.B. Abfallmenge pro Nutzer (in kg pro MA oder Bewohner und Jahr). Sinkt diese Kennzahl über die Jahre, ist das ein Erfolg der Abfallvermeidungsmaßnahmen. Ebenso kann man spezifische Ströme betrachten, etwa Papierverbrauch pro MA.
Recyclingquote: Anteil der gesamten Abfallmenge, der stofflich verwertet wurde (in %). Diese Kennzahl ist klassisch und sollte möglichst hoch sein. Man kann sie aufgliedern nach Fraktionen (Papier, Kunststoff, Bio). Führende Unternehmen erreichen intern teils Recyclingquoten >90 % durch rigorose Trennung (Zero Waste to Landfill Programme).
Wiederverwendungsquote: Ein schwieriger, aber interessanter KPI ist der Anteil der wiederverwendeten Güter. Beispielsweise: Anteil gebrauchte Möbel bei Neuausstattung in %, Anteil runderneuerte Reifen bei Fuhrpark, etc. Dies kann auch qualitativ erhoben werden (Zahl der wieder eingesetzten Komponenten bei Umbauten).
Lebensdauer von Anlagen/Gütern: Man kann tracken, wie lange bestimmte Assets in Betrieb bleiben, und das Soll/Ist vergleichen. Wurde eine technische Anlage länger genutzt als branchenüblich (z.B. 30 statt 25 Jahre), kann das auf erfolgreiches Life-Cycle-Management hinweisen. Ein KPI könnte lauten: Durchschnittsalter der IT-Geräte beim Austausch – je höher, desto besser in Kreislaufsicht (solange Funktion gewährleistet).
Kreislaufbeschaffung: Hierfür könnte der Anteil nachhaltiger Beschaffung gemessen werden: z.B. Anteil der Beschaffungsausgaben, die auf zertifizierte umweltfreundliche oder wiederaufbereitete Produkte entfallen (in %). Oder Anzahl Produkte mit Circular Economy Label (sofern vorhanden).
CO₂-Emissionseinsparungen durch Kreislaufmaßnahmen: Dies ist komplexer zu berechnen, aber machbar mittels Ökobilanzierung. Beispielsweise kann man die eingesparte CO₂-Menge quantifizieren, die durch Wiederverwendung statt Neukauf von Möbeln erzielt wurde (Differenz der Herstellungsemissionen). Manche Unternehmen führen Carbon Footprint und Circular Footprint zusammen, um zu zeigen: unsere Kreislaufinitiativen haben X Tonnen CO₂ vermieden.
Kosteneinsparung durch Kreislaufwirtschaft: Gerade um intern zu argumentieren, ist ein finanzieller KPI wichtig – z.B. eingesparte Beschaffungskosten durch Wiederverwendung/Refurbishment (EUR/Jahr) oder Vermeidung von Entsorgungskosten.
Das Monitoring dieser KPIs sollte möglichst in das vorhandene CAFM (Computer Aided Facility Management)-System oder Reporting integriert werden. Einige moderne Tools bieten ein KPI-Dashboard speziell für Abfall- und Ressourcenmanagement, teils in Echtzeit. Wichtig ist, Zielwerte festzulegen (z.B. „Recyclingquote 85 % bis 2025“) und regelmäßig Soll/Ist zu vergleichen. Bei Abweichungen können dann gezielte Verbesserungsaktionen gestartet werden.
Zudem empfiehlt sich ein Benchmarking – intern (zwischen Standorten) wie extern (gegenüber Branchenwerten). Wenn z.B. Standort A nur 70 % Recyclingquote hat, Standort B aber 90 %, kann man von B lernen. Externe Benchmarks (z.B. GEFMA 160 Zertifizierungspunkte, oder Kennzahlen aus Branchenverbänden) geben Orientierung, wo man steht.
In einer reifen Organisation fließen solche KPIs in die Entscheidungsfindung ein: Etwa werden FM-Leiter an Abfallreduktionszielen gemessen, oder Kreislauf-KPIs sind Teil der Bonus-Systeme. Auch bei Investitionsentscheidungen (neue Maschine kaufen vs. alte überholen) kann ein Circular Score ein Kriterium sein. Langfristig könnten Gebäude sogar einen Circularity-Index bekommen, analog zu Energieausweisen – Ansätze dafür (z.B. vom Wuppertal Institut) gibt es bereits. Das FM sollte hier am Puls der Zeit bleiben und sinnvolle Kennzahlen implementieren, um die unsichtbaren Erfolge der Kreislaufwirtschaft sichtbar und kommunizierbar zu machen.
Lebenszykluskostenanalyse und ganzheitliche Entscheidungsfindung
Traditionell wurden im FM Entscheidungen oft primär nach Investitionskosten getroffen – das günstigste Angebot erhielt den Zuschlag. Eine kreislauforientierte Perspektive erfordert jedoch, Entscheidungen über Anschaffung, Betrieb und Entsorgung unter Lebenszyklusgesichtspunkten zu fällen. Die Lebenszykluskostenanalyse (Life Cycle Costing, LCC) ist hierfür das methodische Werkzeug.
LCC betrachtet alle Kosten, die über die Nutzungsdauer eines Objekts anfallen: Anschaffungskosten, Betriebskosten (Energie, Wartung), Instandsetzungskosten und Entsorgungskosten – abgezinst auf den Heute-Wert. Durch dieses umfassende Bild zeigen sich oft Vorteile für kreislauffähige Optionen, die in der Anschaffung teurer sein mögen, aber langfristig günstiger:
Beispiel langlebiges Produkt: Ein hochwertiger Bürostuhl kostet vielleicht doppelt so viel wie ein billiges Modell, hält aber 15 Jahre statt 5 Jahre. In 15 Jahren müsste man vom billigen drei kaufen (und entsorgen). LCC würde zeigen, dass der teurere auf 15 Jahre gerechnet günstiger ist – inklusive möglicherweise höherem Restwert, wenn man ihn noch gebraucht verkaufen kann. Das unterstützt das Prinzip Qualität vor Quantität.
Beispiel energiesparende Anlage: Eine effiziente Heizung oder LED-Beleuchtung kann höhere Anschaffungskosten haben, spart aber Energie. LCC rechnet die eingesparten Energiekosten gegen – oft amortisieren sich solche Investitionen nach einigen Jahren und sind über den Lebenszyklus wesentlich wirtschaftlicher. Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz gehen hier Hand in Hand.
Beispiel modulare vs. monolithische Bauweise: Ein modulares Fassadensystem, bei dem einzelne Elemente getauscht werden können, kann initial teurer sein als eine traditionelle Fassade. Über den Lebenszyklus können aber Reparaturen gezielt am Modul erfolgen, ohne die ganze Fassade zu erneuern – LCC würde die ersparten zukünftigen Großinvestitionen sichtbar machen.